Die wichtigsten Elemente der Tamalpa Methode
Inhalt
- Kreativer Tanz und Improvisation
- Das Bewegungsritual
- Das Zusammenspiel verschiedener Ausdrucksmittel
- Aktives Zuhören und Feedback
- Tanzen in der Natur
1. Kreativer Tanz und Improvisation
In dieser Arbeitsweise geht es nicht darum, eine Choreographie zu erlernen, sondern den Zugang zum eigenen Ausdruck im Moment zu finden. Die Teilnehmer/innen werden achtsam geführt und durch Anregungen geleitet und unterstützt. Da jede ihren eigenen Ausdruck findet, können nebeneinander sehr unterschiedliche Qualitäten im Raum sein: die eine bewegt sich kraftvoll, der andere zart. Tänzer/innen können miteinander in Kontakt gehen, in Dialoge treten, voneinander lernen und miteinander etwas neues entwickeln.
Tänzerische Vorerfahrung ist willkommen, aber keinesfalls notwendig. Jede/r beginnt mit dem Repertoire, das zur Verfügung steht und erweitert dieses: sich durch Bewegungsaktivitäten inspirieren lassen, mit Bewegungsprinzipien und -qualitäten, mit Richtungen im Raum und auf verschiedenen Raumebenen spielen, mit dem Fokus auf einzelnen Körperteilen tanzen, mit Rhythmusveränderung und Dynamikwechseln spielen. Eine Reise, die auch durch verschiedene Gefühls- und Bilderwelten führen kann, der Übergang von Tanzimprovisation zum Bewegungstheater ist möglich.
2. Das Bewegungsritual
Es wurde von Anna Halprin ursprünglich als Aufwärm-Training für ihre Tänzer entwickelt. Aus der Zusammenarbeit und persönlichen Begegnung mit Körper- und Bewegungstherapeuten wie u.a. Feldenkrais (Bewußtheit durch Bewegung) entstand diese Bewegungsabfolge am Boden. Die Wahrnehmungsfähigkeit für den Körper und seine Beweglichkeit werden geschult und differenziert, Spannungen können sich lösen und das Bewegungsvokabular erweitert sich. Anna Halprin sieht die Abfolge nicht als starre Form, sondern als grundlegendes Bewegungsprinzip, das kreativ verändert und als Ausgangspunkt für freiere Improvisation genutzt werden kann.
Wird die Kraft, der Rhythmus oder die Größe einer Bewegung verändert, können auch neue Emotionen, Erinnerungen und Gedanken auftauchen. Das subjektive Erleben einer Bewegung ist so unterschiedlich wie die Leute, die sie ausführen. Das Bewegungsritual ist absichtlich kurz und einfach gehalten, damit es regelmäßig durchgeführt werden kann.
„Es dient mir als Form der Meditation, um mit mir in Kontakt zu kommen sowohl emotional als auch körperlich und um Verletzungen zu heilen“
Anna Halprin
3. Das Zusammenspiel verschiedener Ausdrucksmittel
Der Prozess der Psychokinese innerer Bilder (PKIP= Psychokinetic Imagery Process) ist der Prozess, in dem die Arbeit mit den drei Wahrnehmungsebenen (physisch, emotional, mental) und die Arbeit mit den verschiedenen kreativen Ausdrucksmitteln ineinandergreift. Im Unbewussten schlummernde Potentiale können sich erschließen, die über „Denken“ und „Reden“ nicht erreichbar wären. Bewegungen und „innere Bilder“ werden gemalt und gemalte Bilder werden getanzt.
Innere Bilder malen und tanzen
Es geht darum, die Unbekümmertheit und Spontanität, mit der sich Kinder im Tanz und im Malen ausdrücken wieder zu entdecken. Das Malen erweitert den Erfahrungsraum des Tanzes, der die Flüchtigkeit der Bewegung mit Farben und Symbolen einfängt. Es wird ein Raum erschlossen, der mit Sprache nicht erreicht werden kann, denn es ist nicht immer möglich zu benennen, was wir empfinden, wo diese Gefühle herkommen oder wie sie in unser Leben integriert werden können. Die Bilder, die vor dem inneren Auge als Antwort auf Bewegung entstehen, werden gemalt. Die im Tanz erlebten Erfahrungen werden also nicht verbal analysiert und interpretiert, sondern das Wissen des Körpers findet seine eigene Sprache in dem Ausdruck des gemalten Bildes. Der Körper ist es auch, der in umgekehrter Richtung die Botschaften des Bildes im Tanz erfährt. Wie und wo im Körper werde ich von den Farben bewegt, wohin im Raum führt mich die geschwungene Linie? Die verborgenen Botschaften des Bildes können mit allen Sinnen jenseits von Worten entschlüsselt werden.
Stimme als Ausdrucksmittel
Stimme wird eingesetzt, indem man Töne, Worte oder Sätze findet z.B. für eine Bewegung, ein Körperteil, einen Tanz, manchmal auch nur innerlich.
Kreatives Schreiben
Das Schreiben von Gedichten, Dialogen oder Geschichten dient der Reflexion der Erlebnisse aus dem Malen und Tanzen. Obschon auch hier die Botschaft noch in erstaunlichen Sätzen oder überraschenden Geschichten versteckt sein kann, erleichtert der Text oder Satz die Integration der Erfahrungen. Neue Handlungsmöglichkeiten können erkannt werden für einen kreativen Umgang mit den Herausforderungen des täglichen Lebens.
Zur Seite „Kreatives Schreiben mit Textbeispielen von TeilnehmerInnen“
4. Aktives Zuhören und Feedback
Im Austausch mit Partnern arbeitet man mit folgendem Kommunikationsmodell: Ich sehe/höre, Ich fühle, Ich stelle mir vor. Rückmeldung kann aber auch mit den anderen Ausdrucksmitteln geschehen, z.B. kann die Antwort auch eine Bewegung, eine Geste sein.
5. Tanzen in der Natur
Diese Arbeit leistet einen wichtigen Beitrag zur transformierenden Kraft des „Life ArtProcess“.
„Erst jetzt bin ich bereit zu akzeptieren, dass es eine spirituelle Ebene gibt. Früher glaubte ich nur an das, was `real` ist. Doch alles ist verbunden. Die Arbeit mit der Natur ist mir wichtig, denn draußen merke ich, wie ich Teil eines großen Zyklus bin. Da bereite ich mich auf meinen letzten Moment vor.“
(Anna Halprin im Gespräch mit Eva Hurley)
Aus der Beschäftigung mit dem jeweiligen Element (Holz, Stein/Fels, Sand, Meer, Wind) oder gewählten Ort mit allen fünf Sinnen (Sehen, Hören, Fühlen, Schmecken, Kinästhetik) entstehen Naturtänze („Environmental Dance“). Die Begegnung mit der Natur kann ungeahnte Potentiale und Erkenntnisse wecken z.B. das Erkennen der eigenen Stärke, Zartheit, Verletzlichkeit, Beständigkeit und Freiheit. Die eigenen Lebensthemen können in einem größeren, universellen Zusammenhang erlebt werden.